Von Bubenhosen und Bildungsgutscheinen
Die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden 1929–2004
Appenzeller Verlag, Herisau, 2004, 160 Seiten, 22 CHF
Inhalt
Bubenhosen nähen, Militärsocken stricken, vor der Schnapsgefahr warnen, Flick- und Kochkurse organisieren: Der 1929 gegründeten Frauenzentrale standen die Frauenpflichten näher als die Frauenrechte. Noch ging in Ausserrhoden die Liebe des Mannes durch den Magen, und dieser wollte auch in den Krisenjahren gefüllt sein. Im Zweiten Weltkrieg banden die Behörden die Frauenzentrale eng in die kriegswirtschaftliche Organisation ein. Besonders eindrücklich zeigte sich die militärische Einbindung am Engagement der Gründungspräsidentin Clara Nef im Gesinnungskader der Schweizer Armee. Die geistige Landesverteidigung war ihre Passion.
Für den bürgerlichen Frauendachverband war die Landsgemeinde heilig und das Frauenstimmrecht tabu. Inzwischen fällt das politische Engagement leichter. 75 Jahre nach ihrer Gründung stehen bei der Frauenzentrale nicht mehr die Frauenpflichten im Vordergrund, sondern die Weiterbildung der Frauen und deren Engagement in der Öffentlichkeit.
«Von Bubenhosen und Bildungsgutscheinen» hebt handgeschriebene Protokolle und vergilbte Zeitungsausschnitte ans Licht, zeigt Entwicklungen auf und lässt die Präsidentinnen, die Landfrauen und eine der letzten Militärsocken-Strickerinnen zu Wort kommen. Ein vergnüglicher, leicht lesbarer geschichtlicher Rückblick von Jolanda Spirig. Mitarbeit: Renate Bräuniger.
Buchbesprechung
St. Galler Tagblatt, 10.5.2004 – «Im Zentrum des Abends stand die Übergabe der Jubiläumsschrift ‚Von Bubenhosen und Bildungsgutscheinen‘, die die Autorin Jolanda Spirig verfasst hatte, die – zum grossen Vergnügen der Anwesenden – einige für heutige Ohren besonders amüsante Müsterli zum Besten gab. Werner Frischknecht, der Präsident der Appenzeller Hefte erinnerte im Rahmen der Übergabe des Buches daran, dass erstmals eine Hauptautorin in dieser Schriftenreihe aufscheine. Die im Rheintal lebende Jolanda Spirig habe als Aussenstehende bei der Aufarbeitung der Unterlagen aus dem Ausserrhoder Staatsarchiv das nötige «Gspüri» gehabt, um ein vergnügliches, lebendiges und eigenständiges Bild der Arbeit der Frauenzentrale und deren Exponentinnen zu schreiben, auch mit aus heutiger Sicht irritierenden Elementen wie der grossen Nähe zum Militär, zur geistigen Landesverteidigung und zur Sittlichkeitsbewegung. ‚Frauengeschichte ist Kulturgeschichte‘, betonte Frischknecht.» Hanspeter Strebel